Batzizig´s Mutter ist gestorben, als sie noch klein war, seitdem lebt sie bei ihrer Grossmutter, zusammen mit ihrem Vater und seinem geistig und körperlich beeinträchtigen Bruder. Der Vater ist oft von zuhause weg, um bei Gelegenheitsarbeiten, Geld zu verdienen.
Wenn Batzizig von der Tagestätte nach Hause kommt, schlüpft sie sofort in die Rolle der verantwortungsbewussten Tochter. Sie holt mit dem Handwagen Wasser bei der öffentlichen Wasserstelle, sie rüstet Gemüse, hilft der Grossmutter beim Kochen, reinigt die Jurte und unterhält den Onkel.
Im vergangenen Jahr war Batzizig von einem Tag auf den anderen verschwunden, sie besuchte die Tagesstätte nicht mehr, ihre Grossmutter wusste auch nicht, wo sie war. Unsere Sozialarbeiterin Tumee erkundigte sich mehrmals, als jedoch auch die Grossmutter nicht mehr erreichbar war, brach der Kontakt ab.
Diesen Frühling, während einer ihrer Familienbesuche in der Umgebung, sah Tumee plötzlich Batzizig. Sie war sehr mager, hatte filzige Haar, Hautausschläge und sah krank und unglücklich aus. Zudem hatte sie Schnittverletzungen, die noch recht frisch aussahen.
Batzizig redete kaum, war verschüchtert und verschlossen. Tumee brachte zum Arzt, der Läusemittel, Salbe gegen den Hautausschlag verschrieb und sie untersuchte. Die Schnittverletzungen wurden ihr von ihrem Vater zugefügt, der sie im Alkoholraush mit dem Messer angegriff und sie verletzte. Zur grossen Erleichterung aller, wurde sie nicht sexuell missbraucht.
Tumee besuchte Batzizig täglich zuhause und langsam fasste Batzizig wieder Vertrauen und kam zur Tagesstätte. Sie hatte sich so geschämt, darum wollte sie niemanden sehen. Es muss Balsam für ihre Seele gewesen sein, als die Kinder freudig auf sie zu rannten und sie herzlich begrüssten. Die ersten Wochen redete Batzizig nur mit den Kindern und Tumee. Im Laufe des Sommers blühte sie immer wie mehr auf, lacht und spielt.
Eine Spenderin aus der Schweiz, der ihr Schicksal sehr nahe ging, fragte sie, was sie sich ganz fest wünsche. Sie antwortete, dass sie gerne einen Plüschhasen hätte, damit sie in der Nacht nicht alleine sei. Dieser Wunsch wurde erfüllt.
Was ist mit dem Vater geschehen, nachdem er Batzizig schwer verletzt hatte mit dem Messer? Er wurde zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt. Jedoch bereits nach 4 Monaten wieder frei gelassen, weil die Grossmutter ein Gnadengesuch geschrieben hatte, weil sie überfordert ist mit der Betreuung ihres behinderten Sohnes und der Enkelin. Der Vater lebt nun wieder zuhause, er verspricht, nicht mehr zu trinken.