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20 Jahre Bayasgalant - Wie aus der Suppenküche die Tagesstätte wurde

Alles begann mit einer Reise vier junger Frauen durch die Weite der Mongolei.

Als sie im Juli 2003 fröhlich und aufgeregt in Ulaanbaatar landeten, ahnte keine der Vier, dass diese Reise ihr Leben und das von hunderten von Kindern grundlegend verändern würde. Aber so ist es im Leben: Es hat immer die besten Überraschungen für uns bereit. Ein Blick zurück.

Noch heute, 20 Jahre später, übt die Mongolei für uns alle eine unbeschreibliche Faszination aus, die wir bereits damals spürten und die massgeblich zu unserer spontanen Ent-scheidung beigetragen hat. In der Hauptstadt Ulaanbaatar lebten Kinder auf der Strasse, bettelten tagsüber um Essen und schliefen nachts in der Kanalisation. Dieses Bild liess Christine Jäggi, Martina Zürcher, Flavia Grossmann und Sabine Willach nicht wieder los und so entschieden sie sich noch während der Reise etwas zu tun. Christine sagt gern, dass ihr die Idee aus heiterem Himmel kam: "Warum nicht eine Suppenküche gründen und den Kindern Essen anbieten?"

 

Unmittelbar nach ihrer Rückkehr in die Schweiz setzten sie die Idee um, gründeten am 4. Oktober 2003 den Verein und erhielten als quasi Weihnachtsgeschenk am 24 .Dezember 2003 die Bewilligung der mongolischen Behörden, um mit der Arbeit loszulegen. Der ehemalige Reiseleiter und ein paar Freiwillige kümmerten sich in den ersten Monaten ehrenamtlich und liebevoll um die Kinder und die Suppenküche. Dass aber die 35 Kinder nach dem Essen bald wieder auf die Strasse verschwanden und die Nächte in den Kanalisationen verbrachten, war für alle eine unerträgliche Vorstellung. Und so wurde aus der Suppenküche innerhalb eines Jahres ein Kinderheim.

Keine zwei Jahre nach Gründung des Vereins, wurde ein eigenes Gebäude gekauft. Damit verdoppelte sich die Anzahl der Kinder, die bei uns lebten, sowie das Team und die Verantwortung.

 

In den nächsten drei Jahren wuchsen wir mit den Herausforderungen, den Umwegen und Fehlern, die wir machten, wechselten das Team und schliesslich aufgrund von strukturellen Veränderungen in Ulaanbaatar auch nochmals den Ort.

Ab 2008 sollten Kinderheime nur noch die Aufgabe des Staates sein, was hiess: allen ausländischen NGOs mit Kinderheimen wurde die Bewilligung entzogen. So auch uns. Einmal mehr wandelte sich unserer Arbeit. Denn die Lage der Kinder, die Unterversorgung und die familiären Probleme blieben. Also wurde aus dem Kinderheim eine Tagesstätte, die Kinder auffängt, bevor die Situation so auswegslos ist, dass sie nur noch die Strasse als Option sehen. 2009 kauften wir ein Grundstück direkt in den Jurtenvierteln, da wo die ärmsten Familien leben und eröffneten dort die heutige Tagesstätte Bayasgalant. Das kleine Backsteinhaus und die zwei Jurten (eine Jurte war für die Kinder zum Spielen, in der anderen wurde gekocht und das Büro untergebracht) wichen 2013 dem neuen zweistöckigen Tagesstättehaus, weitere Lehrerinnen wurden eingestellt und das Förderangebot um Finanzierung der Berufsausbildung ausgeweitet.

Immer wieder besprachen wir im Vorstand, künftig weniger Veränderungen am Projekt vorzunehmen. Aber die Situation vor Ort, liess uns doch immer wieder handeln. Zum Beispiel, als unser Team registrierte, dass ältere Mädchen verhältnismässig oft der Tagesstätte und der Schule fernblieben. Dies hatte einen einfachen Grund: Wenn die Eltern arbeiteten, mussten die älteren zu Hause auf die kleineren Geschwister aufpassen. Um das Problem zu lösen, wurde 2014 der Bayasgalant Kindergarten eröffnet. Ein weiteres Kindergartenhaus für noch mehr Kinder folgte 2019.

In den letzten 20 Jahren hat sich Bayasgalant stets weiterentwickelt und den aktuellen Bedürfnissen angepasst. Heute betreuen wir täglich rund 200 Kinder und finanzieren die Berufsausbildung von aktuell 20 Jugendlichen.

 

Hätte uns damals, auf der ersten Mongoleireise jemand vorausgesagt, wo wir in 20 Jahren stehen und was wir in der Zeit alles erleben würden, hätten wir sehr wahrscheinlich das Projekt Suppenküche vor lauter Ehrfurcht vor so viel Arbeit nie gestartet. Rückblickend sind wir super froh, taten wir es!

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Kommentare: 1
  • #1

    Hedy Rudolf (Freitag, 14 April 2023 11:57)

    Ein grossartiges Projekt! Es bräuchte viel mehr solche Initiativen, bei denen eine Idee in die Tat umgesetzt und das Erreichte erst noch auf Dauer erhalten und weiterentwickelt wird. Da ich keine solch tatkräftige Person bin, helfe ich wenigstens mit Spenden. Auch die braucht es.
    Weiter so, viel Erfolg und immer genug Courage!

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